20. September 2008

Dodona

In den Bergen des Epirus, in einem sumpfigen engen Hochtal südwestlich von Ioannina, liegt abgelegen die Orakelstätte von Dodona (Δωδώνη).

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Die archäologische Stätte von Dodona wird heute dominiert vom majestätischen Theater, eines der grössten und am besten erhaltenen Griechenlands, das seinerzeit um die 18'000 Zuschauer fasste. Östlich davon macht man zunächst das Bouleuterion aus (mit dem Prytaneion südlich anschliessend), danach eine Reihe von Kultgebäuden: die Tempel der Aphrodite und der Themis, das Heilige Haus, der Dionetempel.

Ganz im Osten und auf dem Google-Luftbild von den Kultgebäuden am deutlichsten erkennbar ist die frühchristliche Basilika.

Das Zeusheiligtum von Dodona soll die älteste Orakelstätte des antiken Griechenlands gewesen sein und war ohne Zweifel eine der ehrwürdigsten. Funde aus der Bronzezeit (um 2500 bis 2100 v.Chr.) bezeugen das hohe Alter des Siedlungsplatzes. Alte, mysteriöse literarische Zeugnisse geben verklausulierte Auskünfte über das Orakel. Im 16. Buch der Ilias ruft Achilleus den "pelasgischen Zeus" an, den "Herrn von Dodona": "Dort lagern am Boden die Selloi, deine Seher, um dich mit nie gewaschenen Füssen." Herodot überliefert einen Gründungsmythos, gemäss dem eine schwarze Taube oder eine Priesterin aus Ägypten nach Dodona kam.

Zeus soll seine Weissagungen durch das Rauschen seiner Heiligen Eiche oder durch den Vogelflug gegeben haben. Ab dem 5. Jh. sind tausende Orakeltäfelchen aus Blei überliefert, auf welche die Ratsuchenden ihre Fragen geschrieben hatten.

Über einen langen Zeitraum seines Bestehens kann Dodona geradezu als Naturheiligtum bezeichnet werden. Im Mittelpunkt stand die Heilige Eiche, darum ist nur eine einfache Temenosmauer bezeugt, man mag sich zusätzlich allenfalls einfache Hütten vorstellen. Der erste kleine Tempel, das Heilige Haus, wurde nicht vor Ende des 4. Jhs. v.Chr. errichtet. Die heute sichtbaren Ruinen stammen hauptsächlich aus dem 3. Jh., als König Pyrrhos den Ort zum Bundesheiligtum der Epiroten ausbauten. Zerstörungen durch die Aitoler 219 und die Römer 168 schwächten das Heiligtum, löschten aber das Orakel nicht aus. Ab dem 5. nachchristlichen Jahrhundert ist ein Bischofssitz bezeugt. Mit dem Slaveneinfall wurde der Ort aufgegeben.

Ressourcen

Der Wikipedia-Artikel über Dodona hat die Exzellenz-Auszeichung bekommen und bietet eine ausgezeichnet dokumentierte Übersicht inkl. Pläne und Fotos. Weitere hervorragende Ressourcen finden sich bei Perseus und beim Griechischen Kulturministerium.

Den Forschungsstand zu Dodona hat als letzte umfassend zusammengetragen Martina Dieterle in ihrer Dissertation "Dodona: religionsgeschichtliche und historische Untersuchungen zu Entstehung und Entwicklung des Zeus-Heiligtums".

Für Bilder verweise ich wie üblich auf Flickr (Alben von damiandude und srssjs), aber auch auf ancient-greece.org.

Die erwähnten antiken Zeugnisse (courtesy of Perseus): Homer, Ilias 16,233f.; Herodot 2,52. Für Philostratos, der in den Imagines (2,33) über Dodona berichtet, habe ich leider keine Online-Quelle gefunden.

14. September 2008

Thorikos

Der attische Küstendemos Thorikos (Θορικός) liegt in der Laureotike, im Südosten Attikas, direkt am Meer.

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An den Westabhang des Hügels Velatouri gebettet ist das Theater von Thorikos, das in seiner einmaligen, längsrechteckigen Form den Originalzustand aus dem 6. Jh. v.Chr. dokumentiert. Die unteren Sitzreihen stammen aus dem 5., die oberen aus dem 4. Jahrhundert. Westlich des Theaters sind zunächst die Fundamente eines kleinen Dionysostempels zu erkennen. Daran schliesst sich ein Wohn- und Arbeitsquartier an.

Ein weiteres Quartier mit Wohnungen und Werkstätten lag weiter im Westen.

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung und Arbeit von Thorikos reichen in die frühhelladische Zeit zurück; auch mykenische Gräber wurden auf dem Hügel gefunden. Literarische Zeugnisse bestätigen die frühe Bedeutung des Ortes. 410 wurde der Hafen von den Athenern befestigt.

Wie in der gesamten Laureotike wurden auch auf dem Gebiet von Thorikos Silbererz abgebaut. Das Schicksal des Ortes war aufs engste mit dem Erzabbau verbunden. Die Metallvorkommen erschöpften sich ab der hellenistischen Zeit zunehmend; bereits im 1. Jh. n.Chr. war Thorikos nur noch dem Namen nach bekannt.

Ressourcen

Weiterführende Informationen bieten die Wikipedia (deutsch - französisch), die Princeton Encyclopedia of Classical Sites sowie das Griechische Kulturministerium (nur auf Griechisch).

Zahlreiche Fotos von Thorikos haben User bei Flickr hochgeladen. Zu empfehlen sind insbesondere das Album Ancient Greek Theatres von yunjr1229 und das detaillierte Luftbild von YiorgosT; weitere Schätze finden sich leicht mittels des Tags "Thorikos".

In antiken Quellen ist Thorikos zwar vielfach erwähnt, aber durchgehend nur oberflächlich, so bei Xenophon (Hellenika 1,2,1) zur Befestigung des Hafens.

5. September 2008

Thera

Aussen an der Vulkaninsel Santorini, am Hang des Profitis Ilias, auf einem Hochplateau 400 Meter über der tiefblauen Ägäis und den schwarzen Sandstränden von Kamari und Perissa, von einer automörderischen Serpentinenstrasse erschlossen, liegt die antike Stadt Thera (Θήρα).

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Santorini ist auf Google Maps stark überbelichtet; die karge Vegetation trägt das Ihrige bei zur schlechten Sichtbarkeit der Ruinen. Man erkennt auf dem obigen Ausschnitt dennoch den Zentralbereich der Stadt mit der Agora und ihrer Königsstoa entlang der Nord-Süd-Achse in der Bildmitte und den Wohnvierteln zu beiden Seiten.

Südwestlich der Agora führt die Heilige Strasse zum Heiligtum des Apollon Karneios mit Festplatz und Gymnasium.

Die atemberaubende Zufahrtsstrasse zum Hochplateau von Alt-Thera.

Jahrhunderte nach der durch den Vulkanausbruch jäh beendeten Blütezeit von Akrotiri wurde die Insel Santorini im 10. Jh. v.Chr. von dorischen Einwanderern besiedelt. Bekannte Ereignisse aus den folgenden Jahrhunderten sind die von Thera ausgehende Gründung von Kyrene und die zeitweise Eroberung durch Athen im Peloponnesischen Krieg. Die heute sichtbaren Ruinen stammen in erster Linie aus dem Hellenismus, als die Ptolemäer in Thera einen Flottenstützpunkt unterhielten, und aus römischer Zeit.

Ressourcen

Die detaillierte Karte bei Planetware.com hilft beim Verständnis der Luftbilder.

Für ausführliche Informationen, Fotos und Links empfiehlt sich der deutsche Wikipedia-Artikel über Alt-Thera. Knapper ist die englische Version.

Den üblichen, knappen aber guten Überblick bietet das Griechische Kulturministerium.

Schöne Bilder finden sich bei Ancient-Greece.org.