11. Juli 2009

Kurze Statusmeldung

Auf diesem Blog geht, wie man sieht, nach einer kurzen, begeisterten Startphase seit Monaten nichts mehr. Damit das ganze nicht einfach verlassen und vergessen aussieht, hier kurz folgendes:

Ich habe im Moment nicht vor, an Periegetes regelmässig weiterzuarbeiten. In Anbetracht der bereits existierenden Wegweiser zur griechischen Antike in Google Earth und verschiedener weiterer, gut aufgearbeiteter Ressourcen - siehe Editorial - hat sich der Aufwand, auch nur jede Woche einen Artikel zusammenzustellen, schnell als zu gross erwiesen. Ich lasse den Periegeten deshalb fürs erste ruhen. Die bisherigen Inhalte bleiben natürlich online. Vielleicht packt mich die Begeisterung für dieses oder ein ähnliches Projekt ein anderes Mal wieder. Und falls sich jemand für das hier Versuchte interessiert, würde ich gerne davon hören: phemios@gmail.com.

20. September 2008

Dodona

In den Bergen des Epirus, in einem sumpfigen engen Hochtal südwestlich von Ioannina, liegt abgelegen die Orakelstätte von Dodona (Δωδώνη).

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Die archäologische Stätte von Dodona wird heute dominiert vom majestätischen Theater, eines der grössten und am besten erhaltenen Griechenlands, das seinerzeit um die 18'000 Zuschauer fasste. Östlich davon macht man zunächst das Bouleuterion aus (mit dem Prytaneion südlich anschliessend), danach eine Reihe von Kultgebäuden: die Tempel der Aphrodite und der Themis, das Heilige Haus, der Dionetempel.

Ganz im Osten und auf dem Google-Luftbild von den Kultgebäuden am deutlichsten erkennbar ist die frühchristliche Basilika.

Das Zeusheiligtum von Dodona soll die älteste Orakelstätte des antiken Griechenlands gewesen sein und war ohne Zweifel eine der ehrwürdigsten. Funde aus der Bronzezeit (um 2500 bis 2100 v.Chr.) bezeugen das hohe Alter des Siedlungsplatzes. Alte, mysteriöse literarische Zeugnisse geben verklausulierte Auskünfte über das Orakel. Im 16. Buch der Ilias ruft Achilleus den "pelasgischen Zeus" an, den "Herrn von Dodona": "Dort lagern am Boden die Selloi, deine Seher, um dich mit nie gewaschenen Füssen." Herodot überliefert einen Gründungsmythos, gemäss dem eine schwarze Taube oder eine Priesterin aus Ägypten nach Dodona kam.

Zeus soll seine Weissagungen durch das Rauschen seiner Heiligen Eiche oder durch den Vogelflug gegeben haben. Ab dem 5. Jh. sind tausende Orakeltäfelchen aus Blei überliefert, auf welche die Ratsuchenden ihre Fragen geschrieben hatten.

Über einen langen Zeitraum seines Bestehens kann Dodona geradezu als Naturheiligtum bezeichnet werden. Im Mittelpunkt stand die Heilige Eiche, darum ist nur eine einfache Temenosmauer bezeugt, man mag sich zusätzlich allenfalls einfache Hütten vorstellen. Der erste kleine Tempel, das Heilige Haus, wurde nicht vor Ende des 4. Jhs. v.Chr. errichtet. Die heute sichtbaren Ruinen stammen hauptsächlich aus dem 3. Jh., als König Pyrrhos den Ort zum Bundesheiligtum der Epiroten ausbauten. Zerstörungen durch die Aitoler 219 und die Römer 168 schwächten das Heiligtum, löschten aber das Orakel nicht aus. Ab dem 5. nachchristlichen Jahrhundert ist ein Bischofssitz bezeugt. Mit dem Slaveneinfall wurde der Ort aufgegeben.

Ressourcen

Der Wikipedia-Artikel über Dodona hat die Exzellenz-Auszeichung bekommen und bietet eine ausgezeichnet dokumentierte Übersicht inkl. Pläne und Fotos. Weitere hervorragende Ressourcen finden sich bei Perseus und beim Griechischen Kulturministerium.

Den Forschungsstand zu Dodona hat als letzte umfassend zusammengetragen Martina Dieterle in ihrer Dissertation "Dodona: religionsgeschichtliche und historische Untersuchungen zu Entstehung und Entwicklung des Zeus-Heiligtums".

Für Bilder verweise ich wie üblich auf Flickr (Alben von damiandude und srssjs), aber auch auf ancient-greece.org.

Die erwähnten antiken Zeugnisse (courtesy of Perseus): Homer, Ilias 16,233f.; Herodot 2,52. Für Philostratos, der in den Imagines (2,33) über Dodona berichtet, habe ich leider keine Online-Quelle gefunden.

14. September 2008

Thorikos

Der attische Küstendemos Thorikos (Θορικός) liegt in der Laureotike, im Südosten Attikas, direkt am Meer.

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An den Westabhang des Hügels Velatouri gebettet ist das Theater von Thorikos, das in seiner einmaligen, längsrechteckigen Form den Originalzustand aus dem 6. Jh. v.Chr. dokumentiert. Die unteren Sitzreihen stammen aus dem 5., die oberen aus dem 4. Jahrhundert. Westlich des Theaters sind zunächst die Fundamente eines kleinen Dionysostempels zu erkennen. Daran schliesst sich ein Wohn- und Arbeitsquartier an.

Ein weiteres Quartier mit Wohnungen und Werkstätten lag weiter im Westen.

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung und Arbeit von Thorikos reichen in die frühhelladische Zeit zurück; auch mykenische Gräber wurden auf dem Hügel gefunden. Literarische Zeugnisse bestätigen die frühe Bedeutung des Ortes. 410 wurde der Hafen von den Athenern befestigt.

Wie in der gesamten Laureotike wurden auch auf dem Gebiet von Thorikos Silbererz abgebaut. Das Schicksal des Ortes war aufs engste mit dem Erzabbau verbunden. Die Metallvorkommen erschöpften sich ab der hellenistischen Zeit zunehmend; bereits im 1. Jh. n.Chr. war Thorikos nur noch dem Namen nach bekannt.

Ressourcen

Weiterführende Informationen bieten die Wikipedia (deutsch - französisch), die Princeton Encyclopedia of Classical Sites sowie das Griechische Kulturministerium (nur auf Griechisch).

Zahlreiche Fotos von Thorikos haben User bei Flickr hochgeladen. Zu empfehlen sind insbesondere das Album Ancient Greek Theatres von yunjr1229 und das detaillierte Luftbild von YiorgosT; weitere Schätze finden sich leicht mittels des Tags "Thorikos".

In antiken Quellen ist Thorikos zwar vielfach erwähnt, aber durchgehend nur oberflächlich, so bei Xenophon (Hellenika 1,2,1) zur Befestigung des Hafens.

5. September 2008

Thera

Aussen an der Vulkaninsel Santorini, am Hang des Profitis Ilias, auf einem Hochplateau 400 Meter über der tiefblauen Ägäis und den schwarzen Sandstränden von Kamari und Perissa, von einer automörderischen Serpentinenstrasse erschlossen, liegt die antike Stadt Thera (Θήρα).

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Santorini ist auf Google Maps stark überbelichtet; die karge Vegetation trägt das Ihrige bei zur schlechten Sichtbarkeit der Ruinen. Man erkennt auf dem obigen Ausschnitt dennoch den Zentralbereich der Stadt mit der Agora und ihrer Königsstoa entlang der Nord-Süd-Achse in der Bildmitte und den Wohnvierteln zu beiden Seiten.

Südwestlich der Agora führt die Heilige Strasse zum Heiligtum des Apollon Karneios mit Festplatz und Gymnasium.

Die atemberaubende Zufahrtsstrasse zum Hochplateau von Alt-Thera.

Jahrhunderte nach der durch den Vulkanausbruch jäh beendeten Blütezeit von Akrotiri wurde die Insel Santorini im 10. Jh. v.Chr. von dorischen Einwanderern besiedelt. Bekannte Ereignisse aus den folgenden Jahrhunderten sind die von Thera ausgehende Gründung von Kyrene und die zeitweise Eroberung durch Athen im Peloponnesischen Krieg. Die heute sichtbaren Ruinen stammen in erster Linie aus dem Hellenismus, als die Ptolemäer in Thera einen Flottenstützpunkt unterhielten, und aus römischer Zeit.

Ressourcen

Die detaillierte Karte bei Planetware.com hilft beim Verständnis der Luftbilder.

Für ausführliche Informationen, Fotos und Links empfiehlt sich der deutsche Wikipedia-Artikel über Alt-Thera. Knapper ist die englische Version.

Den üblichen, knappen aber guten Überblick bietet das Griechische Kulturministerium.

Schöne Bilder finden sich bei Ancient-Greece.org.

31. August 2008

Mykene

Zwischen zwei hohen Bergen, auf einem niederen Hügel, welcher die ganze argolische Ebene bis hinunter zur Bucht von Nafplio dominiert, liegt die Burg von Mykene (Μυκῆναι).

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Der Kartenausschnitt zeigt den Burghügel von Mykene mit dem Haupteingang, dem Löwentor, im Nordwesten. Unmittelbar innerhalb des Tores liegt der Gräberkreis A. Im Zentrum der Burg befand sich der politische und religiöse Mittelpunkt, das Megaron. Nördlich des Burghügels steht das Museum, in welchem die neueren Funde von Mykene aufbewahrt werden. Westlich von Burg und Museum liegt je ein eingestürztes Tholosgrab.

Den Eingang zum grössten und bedeutendsten dieser Gräber, dem sogenannten Schatzhaus des Atreus, erblickt man westlich der Fahrstrasse.

Die indoeuropäische Besiedlung begann zu Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends. In der späten Bronzezeit erfolge Mykenes Aufstieg. Die Schaftgräber der Gräberkreise A und B mit ihren überreichen Beigaben, die mächtigen Tholosgräber und die grosse Akropolis mit ihren kyklopischen Mauern sind die hauptsächlichen archäologischen Zeugnisse dieser dominierenden Macht. Im Mythos ist sie reflektiert durch die Geschichte des Hauses der Atriden, dem eine führende Stellung zukam.

Um 1250 v.Chr. führten die weltgeschichtlichen Umwälzungen, die den gesamten Mittelmeerraum erschütterten (gemeinhin bekannt als "dorische Wanderung") zum Ende der mykenischen Kultur und zum Untergang Mykenes. Einzig in der klassischen Epoche wurde der Burghügel nochmals für kurze Zeit besiedelt.

Ressourcen

Ein Plan sowie ein virtueller Rundgang durch die Burg von Mykene finden sich bei Metis.

Weiterführende Informationen, Fotos und Links liefern natürlich die Wikipedia (englisch - deutsch) sowie das Griechische Kulturministerium.

Für unzählige weitere Fotos von Mykene empfiehlt sich das Blättern in den Flickr-Alben von Schumata und templar1307.

Antike Quellen zu Mykene: Pausanias 2,15,4f.

12. Mai 2008

Editorial

Aus der Vogelperspektive auf die Erde, ihre Landschaften und Monumente zu blicken, ist, man weiss es, ein Traum, den nicht nur die Griechen mit Ikaros und Daidalos, sondern wohl alle Völker geträumt haben. Und wenn das Fliegen seit geraumer Zeit normal und vergleichsweise unspektakulär geworden ist, wenn Luftbilder längst als Hilfsmittel für alle möglichen Wissenschaften und Techniken verbreitet sind, so ist die alte Faszination doch unterschwellig weiter präsent. Bestes Beispiel: Der Erfolg von und die Begeisterung für Google Maps und Google Earth. An ein professionelles Luftbildfoto kommt natürlich immer noch nichts heran, aber Googles Tools (und diejenigen anderer Anbieter) sind gewiss das nächst Beste. Die freie Verfügbarkeit, die in weiten Gebieten hohe Bildqualität, die intuitive Bedienung und die verschiedenen zusätzlichen Gadgets haben eine ganze Gattung von Anwendungen und Portalen hervorgebracht, die dieses Luftbild der Erde für alle möglichen Zwecke nutzen: Google Sightseeing sei hier nur als besonders originelle Variante erwähnt, weiteres findet sich hier.

Dieser von Google bewirkte Ausbruch von Kreativität hat bei mir die Idee einer virtuellen Periegesis des antiken Griechenlands entzündet, eines Reiseführers, der wichtige und weniger wichtige antike Monumente vorstellt. Die Luftansicht in Google Maps wäre jeweils der Aufhänger, dazu sollte jedes Monument kurz beschrieben werden. Eine gewisse Systematik und gute Suchbarkeit nach Regionen, Epochen oder Gebäudetypen braucht es natürlich auch. Ob all dies mit einem Blog zu machen wäre?

Im Web 2.0 (damit dieser Begriff auch mal auftaucht) gilt ja in besonderer Weise „Probieren geht über Studieren“, und deshalb lege ich jetzt einfach los. In den kommenden Monaten soll hier also nach und nach eine Griechenlandrundreise (oder besser ein Rundhüpfen) entstehen. Ich will das Rad nicht neu erfinden, begnüge mich deshalb jeweils mit einer nur knappen Beschreibung und verweise stattdessen lieber auf andere Ressourcen: Wikipedia natürlich, aber auch Portale wie dasjenige des Griechischen Kulturministeriums oder Metis, Fotos und Pläne und, besonders, antike Quellen zum entsprechenden Ort. Der Perieget Pausanias wird uns wohl ein treuer Gefährte sein, und als Perieget, also als „Herum-Führer“ versteht sich denn auch dieses Blog.

Ich weiss, dass dies alles andere als originell ist. In der Google Earth Community hat User klajh bereits vor geraumer Zeit ein KMZ-File mit inzwischen über 800 antiken Stätten zur Verfügung gestellt. Mit grossem Interesse verfolge ich auch den Fortschritt des Pleiades-Projekts, das ein Online-Portal auf der Basis des Barrington Atlas of the Greek and Roman World erarbeitet, von dem ein erstes KML-File zu sämtlichen dokumentierten Stätten in der Cyrenaica und in Lykien/Pamphylien erhältlich ist. Der Periegetes versteht sich demgegenüber stärker als Portal, in welchem verschiedene Informationen zu den Monumenten gebündelt sind. Die Realisierung als Blog verleiht meinem Projekt zudem einen erzählenden Charakter. Und schliesslich gehts hier auch und nicht zuletzt um mein eigenes Vergnügen. Schnallen Sie sich an, der Flug kann beginnen.

UPDATE: Eben entdeckt: Ein weiterer Startpunkt für einen Rundflug über Griechenland (antik und modern) ist der Satellite Sightseer.